Philipp Nordmann - Gütersloh

Legionärskrankheit und von Legionellen-Kontaminationen in Schule, Kindergarten, Turnhalle etc.

Legionellen sind natürlicher Bestandteil von Oberflächen-, Quell- und Grundwässern und finden daher auch Eingang in wasserführende Systeme wie der Trinkwasserinstallation. In Großobjekten wie z.B. Krankenhäusern oder Hotels mit weit verzweigten Installationssystemen wurden schon häufig Legionellen in erhöhten Konzentrationen gefunden. Selbst im Einfamilienhaus konnten bereits Legionellen festgestellt werden. Ebenso muss man in öffentlichen Gebäuden und Freizeiteinrichtungen, wie z.B. in Duschräumen von Schulen, wegen ihres saisonal stark schwankenden Betriebes darauf achten, dass es zu keinem erhöhten Auftreten von Legionellen kommt.

Generell kann jedes wasserführende, aerosolfreisetzende System mit einer Wassertemperatur von 20°C bis 55°C als Infektionsquelle in Betracht gezogen werden. In der Regel sind betriebstechnische und bautechnische Unachtsamkeiten oder Fehler für eine Legionellenkontamination verantwortlich, aber nicht der Werkstoff wie in früheren Veröffentlichungen gelegentlich behauptet wurde. Oft führt nicht eine einzelne Ursache zu einem Legionellenwachstum, sondern mehrere Faktoren zusammen.

Das Legionellenwachstum wird wesentlich durch folgende Faktoren beeinflusst:

  • Warmwasser-Temperaturen unter 55°C bzw. Kaltwassertemperaturen über 20°C
  • überdimensionierte Leitungen und Speicherbehälter
  • Nicht gewartete Wasserbehandlungseinheiten, Duschköpfe, Strahlregler, Trinkwassererwärmer (in Großobjekten ist unbedingt ein Wartungsplan zu erstellen!)
  • Totleitungen statt Zirkulationsleitung
  • Lange Stagnationszeiten durch nicht angemessenen Verbrauch
  • Fehlende Wärmedämmung der Trinkwasserinstallation
  • Warmwasserleitungen müssen gegen Wärmeverlust, Kaltwasserleitungen gegen Aufwärmung gedämmt werden)
  • zu geringer Abstand zwischen Kalt- und Warmwasserleitungen
  • Kein hydraulischer Abgleich des Systems

Immer wieder werden Fälle der Legionärskrankheit - oder korrekt: der Legionellenpneumonie - bekannt. Hierbei handelt es sich um eine durch Legionellen ausgelöste Lungenentzündung, die im Extremfall tödlich verlaufen kann. Die im Wasser normalerweise vorkommenden Populationen dieser Bakterien sind für den Menschen zunächst ungefährlich.

In einer Trinkwasserinstallation finden Legionellen unter den oben genannten Umständen Lebensbedingungen vor, die eine übermäßig starke Vermehrung zur Folge haben können. Dieses trifft vor allem in der Warmwasserbereitung zu, hier können Populationen entstehen, die - über den Duschkopf fein verteilt und eingeatmet - zu einer Legionellenpneumonie führen können.
Alle Betreiber und Ersteller von Trinkwasserinstallationen stehen hier in der Verantwortung. Die Verbraucher erwarten einwandfreies, hygienisches und gesundes Trinkwasser.

In Deutschland wurde das Bundesseuchengesetz im Jahr 2001 durch das Infektionsschutzgesetz abgelöst. Seitdem müssen durch Legionellen ausgelöste Krankheiten dem zuständigem Gesundheitsamt gemeldet werden.
Am 1.1.2003 ist die derzeitige Trinkwasserverordnung (TrinkwV) in Kraft getreten. Jetzt obliegt den Gesundheitsämtern die Überwachung der Trinkwasserqualität in öffentlichen Gebäuden. Insbesondere Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser, Gaststätten und sonstige Gemeinschaftseinrichtungen sollen durch regelmäßige Prüfungen überwacht werden.
Seit 2003 gilt, dass das Trinkwasser an der Entnahmestelle bewertet wird. Somit ist der Betreiber der Trinkwasseranlage - in der Regel also der Hauseigentümer - für die Trinkwasserqualität verantwortlich. Nur solche Trinkwasseranlagen, die unter Aspekten der Hygiene geplant, ausgeführt und betrieben werden, können auch einwandfreie Trinkwasserqualität garantieren. Daher liegt ein großer Teil der Verantwortung beim Planer und Installateur.

Trinkwasser ist ein Lebensmittel und muss entsprechend sorgfältig behandelt werden.
Um einen einwandfreien, hygienischen und "legionellensicheren" Betrieb von Warmwasserversorgungsanlagen sicherzustellen, sind betriebs- und bautechnische Mängel der Anlage unbedingt zu vermeiden oder schnellsten zu beheben.

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